gesagt

Wortgesagte lesen länger

unbemannte Lyrik für schmale Lippen


zurück, gewürgt

ich bin zurück
wieder in der Schleife
ein bekanntes Gefühl
ein hochgewürgter
schlechter Abspann
diesen Film kenne ich bereits

ich habe ihn etliche Male gesehen
nicht nur betrachtet
wurde hineingezerrt
auf einen Sitzplatz gedrückt
mit einem Spiegel in der Hand
mich mir selbst vorzuführen 

ich habe keine Angst
bin nur Traurig
sinke tiefer hinein
in mich selbst
viel mehr als mir gut tut
allein – verachtet

du merkst nichts
vielleicht etwas
doch ohne eine Ahnung
bist du wie immer
dir entgeht mein Kontakt
ich weiche dir aus

und kommst du dahinter
ist es absolut egal
du nimmst es nicht ernst
hast keinen Schimmer
wo ich gerade bin
und dich und mich treffe

es funktioniert zu gut
mein Konzept mich zu quälen
darum kommt es so passgenau
zurück.


Megahertz

Hell und zart und doch so wild
du bist ein einzig Strahlen.
Um dich zu fassen fasse ich
dein Dasein lieb in Zahlen.

Ein Lachen 1000 Megahertz
ein Blick 2000 Watt
ein Wort erhellt den Supermarkt
ein Kuss die ganze Stadt.

Ich rechne nicht
ich nehme auf
will kategorisieren

mein Jackett hält deine Schultern
warm ich lasse dich nicht frieren.


im Osten

Tief im Osten
wo warm
wo untertage
wo Bodenschätze
wo schmutzig und laut
wo wir die Rohstoffe herbekommen
wo wir niemals selber graben wollten
wo der Waldboden gekühlt werden muss
wo der Westen verklärt wird und arg weit weg ist
wo der zugehörige Konsum geschieht und Demokratie
wo der Baum
unseres
Lebens
welk wird.


viel vermitteln

So viele Hände greifen in Richtung Gegenwart.
So viele Wünsche eilen uns voraus.
Unser Gewissen mag uns viel vermitteln,
doch testen wir es auf das derbste aus.
Die Wünsche und die Sehnsucht
zerbrechen unser Schneckenhaus.


jeden Tag

So sehr ich dich liebe
so sehr ich uns lebe
so weit ich uns sehe
so fest ich uns halte

so weit wie ein Ruf
so laut wie ein Schlag
so kompromisslos beendet
die Nacht jeden Tag.


geköpft

Jetzt muss es raus!
Es lag genug
jetzt wagen wir den Schritt

das Werkzeug her
die Türe knarrt
dann kommen wir in Fahrt.

Was einst der Meister
brauen musste
wird heute noch geköpft.
Die Kehle brannte –
jetzt nicht mehr.

Mit allen Sinnen aufgesaugt,
was perlet es in mir!?&#
Lustwandelnd durch die Innenstadt
genießen wir ein Bier.


Schlüssel

Regennasse Fingerspitzen
tasten nach dem Bund
der in tiefen Jackentaschen
sind nicht finden lässt.

Fluch um Fluch entsende ich
die Klingel zu umgehen
und schalte eine Lampe an
in Taschen mehr zu sehen.

Was Hand nicht findet
sieht kein Aug –
…ruf Schlüssel einmal an!

Da regt sich nichts
verloren ging er
in der Straßenbahn.


Geständnis

Essen, lachen, schlafen gehen
Frühstück nackt im Bett
in müden Augen Liebe sehen
und Abschied an der Tür.

Was wär‘  geschehen
wenn doch ein anderer
dich genommen hätt‘?

Ich will es mir nicht eingestehen
ich wäre nicht ganz so nett.


Redundanz

Sicherheit und Überfluss
machten einen Tanz
als Überfluss den Schritt verfehlte
half die Redundanz.

Der Mehrwert einer Sicherheit
entspringt der reinen Angst
Verlust wollte die Freiheit sein
doch frei ist niemand ganz.


Was

Was ich sehe ist mir heilig
was ich fühle gibt mir Kraft
was ich schimpfe
schaut beleidigt
was mich schimpft
bewegt mich nachts.


Anstoß

Zum Anstoß?
ein Ball oder Wein?
die Lust dazu lässts heute sein.

Der Zweifel er thront
vollendet verchromt
und scheint
kilometerweit.


Herz gehemmt

Wie lange war ich abstinent?
Warum war ich nicht hier?
Was hat mir Kopf und Herz gehemmt,
dass mir der Mut gefriert.

Ab heute will ich jeden Tag
mag kosten was es kosten mag.
An Wille und Eifer liegt es nicht,
bin nicht dazu gekommen.

Die Ausflucht schlecht
so würdelos
hab ich es hingenommen.

Ein Kreis gezogen
mit Kreide und Schnur
den Geist gebogen,
denn er ist stur

und dank Kaffe und Lieblingstasse
geht es nun wieder unters Dach.
Den Rechner starten
den Raum erhellen
und einen neuen Text erstellen.


ein Vergleich

Es gibt ein Leben das mich führt
das habe ich schon früh gespürt.

Der Weg gedeih und auf Verderb
ich kann das Wort dazu nicht leiden
suchen ist kein starkes Verb.

Es kostet viel nichts zu besitzen
mir reicht das Wasser in den Pfützen
Kein Spiegelbild ist schlecht nur weil
der Morgen dich nicht wäscht.

Doch du lässt nur – du lässt nur aus.
So sieht es leider in dir aus.


freier Mann

Ich trage tiefe Trauer
kein Schmerz und auch kein Fluch
kein Bruch, kein Tränenschauer
das Band gerissen
kein Gesuch.

Es oder eben
das Leben auch scheint
sollst still und leise
weint in sich hinein.

Im weißen Hemd
gekleidet gehst du fort.
Wer sich an dich erinnert
leidet.
Nur anders ist der Ort.

(für Karl)


Internet auf Granit

Der Geldtraum – unendliche Weiten
wo Erfolge präsentiert und bewertet werden
wo kein Mensch allein ist
und Konsum keiner Aktivität bedarf
wo unzählige Mengen an Ejakulat Bildschirme fluten

wo die Zeit vergessen – weil 24/7
wo Startup noch kein Schimpfwort ist
und ein Filter für Verschleierung
und nicht für Reinigung steht

ich gebe mir zu Bedenken
wie gern ich es gelegentlich habe
und wie gerne ich dort zeitweise bin.

Meine Oma sagt
„Dieses Internet wird sich nie durchsetzen.“
– und sie hat Recht.
Bei ihr beißt das Internet auf Granit.


auf Kante

Heiße Nadel, enges Ding –
gut wie es doch gerade noch ging –
im Stegreif, zwischen Tür und Angel
auf Kante, eben schnell
und dazu noch Ideenmangel

Ich kann schlampiges nur schwer ertragen
am hingerotztem Lob abladen
bin selbst nicht sehr geduldig –
doch Detailverliebtheit, Fleiß und Muße –
bin einer der es huldigt.

Nur den präzisen Schlag
auf Kante ich
am liebsten mag.


in Gedanken

Der tiefste Schlag
riss das größte
Loch in mein Herz
meine Seele entzog
mir den Boden

ich fiel aus dem Stand
verschleierte meine Sicht
ließ mich orientierungslos
im Nebel im Leben

das Kind verloren
unwiederbringlich
das bedingungslos geliebt
wurde Wirklichkeit
in Gedanken


alkoholfreies

Sperrmüllsammler in den Straßen meines Viertels schauen aus Neugier, stöbern oder suchen gezielt nach brauchbaren Gegenständen für den Eigenbedarf oder den Trödel. Einige kommen aus einer anderen Gegend als der in der sie sich momentan befinden oder gar aus einem anderen Land. Ich habe ein Regal herausgestellt, direkt an die Straße vor dem Haus. Das Möbel war top in Schuss. Ein Aluregal ohne Beulen oder Kratzer, fast wie neu, nicht besonders schick, jedoch funktional und gepflegt. Bis dato stand es unbenutzt in meinem Keller. Kaum stand es vor der Tür, nahm es sich ein Sammler und raffte es zu einem Haufen anderer Schätze bei denen er Wache hielt bis der Kollege mit dem Transporter kam. Ich möchte nicht mit euch tauschen. Ich schäme mich ein wenig dafür, dass ich keinen dieser Bedarfe habe und im Überfluss lebe. Auch deshalb stelle ich etwas brauchbares vor die Tür. Menschen um uns herum sind alt, krank, schwach oder bettelarm und schämen sich ihres Daseins. Bei den wenigsten vermutet man eine echte Not. Oft ist das Leben bitter – wie alkoholfreies Bier.


bis zur Blässe

Ein lauter Knall
ich wurde getroffen
bin verletzt.

Blut
rot wie die Liebe
warm.

Ich spüre meine Beine nicht mehr
komme nicht mehr vorwärts
kann nicht fliehen
gebe mich dem Schmerz hin
liefere mich aus.

Dieser nimmt mich gefangen
ignoriert meine Verwundung
stellt mir Fragen – verhört.

Ich kann nicht mehr
sacke zusammen
werde kalt und blass.

Bis zur Blässe hat er mich getrieben
weiter als ich fühlen konnte.


blau

Wieder passiere ich das Autohaus
das zweite Mal an diesem Abend.
Viele bunte Autos
mit Preisschildern
und Kilometerständen.

Zum Verkauf stehen sie da
so wie ich mich fühle.
Um mich herum alles grau
wie eine Autobahn
ich blau
mit Rauschen in Kopf und Gehör.

„Kipp jemand diesen Planeten auf die Seite, damit er mal schlafen kann!“
höre ich mich sagen
doch helfen würde es nichts.

Ich wohne auf einer Lüge
ein grauer Planet
den man den Blauen nennt.


Du bist der Baum

Du bist der Baum
ehrlich und stark
leistest dem Wind
unerbittlichen Widerstand

breitest deine Arme für mich aus
beschützt mich
ohne Verlangen.

Treibe mich hinaus
weg von dir.
Schicke mich ins Elend
bestrafe mich
mit Liebesentzug.

Fessle mich mit deinen Wurzeln
lass mich im Rasseln deiner Blätter frieren.

Töte und erschlage mich
Du bist der Baum.
Oder ich bringe dich
zu Fall.

Doch dann
kann ich mich nicht mehr
an deinen Zweigen erhängen
und mit dir tanzen
wenn der Wind
mich taumeln lässt.


am wenigsten

Ja wirklich
ich dachte wir wären
geschaffen für einander.
Aber du bist es nicht
das hast du selbst
gesagt.

Ich glaube dir
und bin anderer Meinung
daher brauche ich
noch etwas Zeit.

Du musst verstehen
dass ich leide.
Abgelehnt und vorgeführt
die Seele auf links gedreht

ein erbärmlicher Anblick
mit dem ich mich
von niemandem
gesehen wünsche

am wenigsten von dir.


unendlich stolz

Heute haben wir geredet
und nichts gesagt.
Ich nenne es
Zeitverschwendung.
Du wirst es vergessen.

Deine Gestalt
ein Unwetter
Erinnerungen an dich
mein Fluch
meine Seele
eine Deponie
mein Herz
ein Loch
du höhlst mich aus.

Ich habe alles gegeben
du hast es verkommen lassen.
Jetzt muss ich alles begraben
habe meine Versuche zum Guten
gegen Selbstschutz getauscht.

Wie ein Kind
die Hände vor dem Gesicht
die Wahrheit verdecken.
Ich bin unendlich stolz
wenn auch gebrochen.


vorerst

Deine Augen blitzen im Sonnenlicht.
Mein Gott, wie schön du bist.
Und wie wohlig umgibt mich
die Ruhe die du ausstrahlst.

Ich habe lange auf dein Kommen gewartet
bin zeitweise zwischen Realität
und Träumereien versunken.
Ich habe Fakten
und Fiktion vertauscht

habe im Traum
in deinen Armen gelegen
und deine Hand gehalten.

Im wahren Leben
hätte ich es nie gewagt
dich zu fassen.

Berührungen sind so gut,
doch sie machen mir Angst
wenn es ernst wird.

Ich verbrenne mich an dir
wenn es ernst wird.

Ich lerne wie ein Kind
nach der heißen Herdplatte
mit einer Sanktion
zu leben und um eine
schmerzhafte Erfahrung
reicher zu sein.

Ich sollte besser
ein neues Kapitel beginnen.
Wie wäre es mit Stille?
Der Quell der Ruhe.
Stille.

Das Maul halten,
atmen und klar denken.
Lautlos arbeiten.
Erfolge zufrieden belächeln.
Stumm kommentieren
mit sparsamer Miene
kommunizieren
emotional verlangsamt
zur Geduld gezwungen.

Entschieden
vorerst
nicht mehr traurig
zu sein.


zu früh für Arbeit

Da sind wir wieder
alle vereint
mit dem Aufgang der Sonne.
Existentialisten
soweit das Auge reicht.

Aber nur vor Acht.
Hier sind die Mienen aus Stein
antik und ausdrucksstark.
Sie erzählen die Geschichte
vom Vorabend und
dem Weckgeräusch
der Quarze.

Wir sind da
und das muss reichen.
Gib mir eine Zeitung
damit ich prüfen kann
dass ich zu müde bin
zum Lesen.

Biete mir ein Getränk an
damit ich dir sage dass
ich jetzt noch nichts
zu mir nehmen kann.

Aufgestyled trifft unfrisiert
und korpulent trifft sportlich schlank.
Jeden morgen
um dieselbe Zeit
wenn die Sonne aufgeht
und es eigentlich
zu früh für Arbeit ist.


Wo die liebe

Wo die Liebe hinfällt
wachsen Blumen auf Stahlträgern
fällt man sich nach einem lauten Streit
versöhnend in die Arme

nimmt der Mann seiner Frau
die schweren Einkaufstaschen ab
und macht ihr ein Kompliment
über das neue Kleid.


übermannt

Der Wind übermannt
ich breche mit den Bäumen
die Wiese zerzaust
er schüttelt Weidenzäune

Und nur du stehst still
weil der Himmel will
Und du bist da weil nah

Wo werde ich sein?
in der Gegenwart
oder dem Internet…

Wann werde ich fremd?
in der Verlegenheit
oder im Kettenhemd…

Wer verrät dein Gefühl?
Eine Wolkenwand
oder ein Bilderwald…

Und warum bin ich frei?
Weil es Grenzen gibt
und weil ich singen will…

Der Wind übermannt.


Es war

zu schön um wahr zu sein einen alten Freund zu treffen was waren wir lange fort doch die Zeit ist geblieben wo sie ist und war Austausch, Lachen, Witze machen der Funke ist noch da.


Bahnen

Von Gleisen zu Zeiten eilen nach Stehplatz einen Sitz ergattern Schmutz und Schweiß Stille und Smartphones Keine Reaktion erfährt wer nicht bedroht kein Fahrschein kauft für den nicht lohnt Graffiti kilometerweit in abgezählten Farben Tags bieten den Zusammenhalt wie aufgeklebte Narben kurz aufgeschaut die Zielstation den Knopf der Türe drücken die Hände in die Taschen graben den Rucksack geraderücken


Die Wanze

Unsere Steuer, Ungeheuer trägt der “kleine Mann”. Seht euch mal den Mann an, was er alles zahlen kann. Unsere Steuer, Ungeheuer stört sich nicht daran.


kawumm!

Kawumm! Ein Konflikt! Ich spalte Haare, Zungen, Eiweiße, Kabelenden, Hautzusammenhänge. Ich röhre Flüssigkeiten, Töne, Gedanken. Ich bete zu keinem Gott keinem Islam keiner Seele. Zwing mir nichts auf. Mein Freund? Ein alter bekannter, ein ausgebrannter weiß-nicht-wer. Seine Ansage ist die Absage für heute Abend. Discobesuch nicht vorgesehen. Anschließend ein Dankeschön für mein Verständnis. Bitte sehr, bin flexibel. Der Fall: Bauchschüsse im Kleinformat aus kürzester Entfernung. Eingeweide fliegen wie nasser Salat. Ein Zufall für niemanden anderes als deine Wenigkeit im falschen Moment. Bitte sehr, bin zielsicher auf wenige Meter. Das Ziel Eckpunkte aufzeigen. Stoppen was aufhält. Entschlacken, verbessern und weiterkommen.


Taxi nach Hause

Weit, so weit dass mir die Augen vor Unendlichkeit schmerzten ich kein Leid empfand und in Reimen scherzte mir die Brille auf der Nase nicht drückte und ich unauffällig nah zu dir rückte So weit war es bisher noch nicht gekommen des Glückes Tränen – die Sicht ist verschwommen du siehst trotzdem noch schön aus denk ich mir warst nicht gelangweilt von mir und bleibst hier Jetzt bist du an der Reihe der Ball liegt bei dir ich will dir atemlos lauschen bis ich den Faden verlier bin gefesselt von den deinen Geschichten die in meinem Herzen ein kleines Feuer anrichten Wie wir von Fastfood hin zu den Indianern kamen heiß diskutierten und die Nacht in die Arme nahmen? Weil wir vergessen wollten wie weit wir uns vorher waren und wie nah wir nun sitzen als wir im Taxi nach Hause fahren.


aus dem Stand

Habe wieder mal die Fassung verloren wurde grell und laut und grob fand für alles nur voll Bitterkeit Kritik und kein Stück Lob Mich tief zu bücken brachte nichts die Fäuste in der Tasche die Luft zum Atmen färbte sich wie Rauch in einer Flasche Du tollkühner Junge hast Jahre gebraucht wie wirklich verlegen bin ich dir entgegen warum ist die Sitte so wichtig warum ist die Sippe so kindisch Wer taumelt fällt schnell in den Graben wer lügt den will niemand ertragen wer den Status verliert aus dem Stand fällt – sich verweigert und trotzt wie ein Gaul dem wünsche ich Glück den für den gibt es kein Zurück.


Biegung

Um die Kurve möchte ich fahren mit meinen neuen schönen Haaren frisch frisiert und aufgeplustert noch leicht auf meinem Fahrrad Der Tag kann starten die Nacht ihm folgen an der nächsten Biegung gebe ich Acht dort hat ein Hund was hingemacht


Ideenlosigkeit

Da habe mich überschätzt trage weite Pläne in die Ferne und mir hat der Druck so zugesetzt dass ich alles abzuwinken wage Doch bin ich nun zu weit geschwommen ein Faustschlag trifft den Wasserspiegel ideenlos hinausgewagt das Ufer nur zum Sprung genutzt Was nützt das Jammern ich muss weiter und suche mir ein neues Land auf dessen Grund die Bäume stehen mit wahllos eingeritzten Rinden weil die Muse heut nicht zu mir fand


Mehr als Nichts

Tut mir wirklich leid doch Berlin* ist nicht Köln* zu groß, zu viel, zu weit. Mehr als Nichts ist nicht Null, auch nicht Eins. Interessant und auch schön doch „Vergleiche? machen bei mir wenig Sinn weil ich in Sachen der Macken nicht vergleichbar bin.“ ,sagt die eine Stadt zur anderen. *Wo ich doch durch beide wandere?! Ich bin nicht neu und habe wenig Bildung ohne Zutrauen scheu und fackle nicht gerne rum Hast du wieder Besuch? Du bist nicht gerne allein. Kein Problem – ich bin heute eh‘ nicht frei. Du liest zum Ausgleich etliche Bücher und treibst Sport – allerlei wie ein Jünger. Ist das Thema gesetzt kannst du gut studiert und auch frei ohne Vergleiche gedeihen.


mit allem was dazu gehört

Vater sein ein ganzes Jahr einen ganzen Tag einen Übergang lang mit Vertrauen und Kummer mit aufgeschürften Knien mit Wundern und Kräften ohne Erlass und Bedingungen ohne Vertrag und Vorhersehbarkeit ohne Garantie und Gewähr Aufgaben denen man zum Teil mit Glück bereits gewachsen ist der Rest wird eher verschwiegen oder verneint oder bejaht oder hingenommen Hingabe und Hinnahme aber dafür mit allem allem was dazu gehört.


neue Wege

Meine Umwelt macht mich krank sagen die Medien meine Kinder haben Schulverbot sagt die Regierung meine Nerven kennen Grenzen bestätigt mein Gefühl meine Gesellschaft engt mich ein. Wer sagt, dass wir es so ernst nehmen müssen sollte nicht neue Wege gehen, sondern nur einen – den adäquaten.


die Nachtruhe hat Vorrang

Ich habe eine neue Idee liege wach und warte auf Schaf und Ruhe Wünsche mir gleichsam ohne Pause weitermachen zu können ungestört und niemanden zu stören Nur einen Raum möchte ich weiter weg sein nur zwei / drei Stunden für mich doch es bleibt eine Gefangenschaft kein Weg ist zu kurz um ihn nicht gehen zu können wenn die Nachtruhe Vorrang hält.


Auszeit

Eine Erkrankung ist kein Geschenk kann ein Wink eine Läuterung eine Auszeit sein

kann zehren
belehren
ermüden
wirken
dämpfen
trüben.
 
Man kann nur bessern
verlangsamen
nach innen horchen
sich einstellen
und einstellen lassen.
 
Wünsche bleiben offen
und werden nach der
Genesung erfüllt.
 

fein wie es sich sitzt

 
„Fein gesagt“ sagt die Magd,
mit dem Strauß in der Hand
und entgegen der Reize ist die Stimmung verspannt.
Wie ein Tau – ich weiß es genau
ich muss wieder müssen
niemand liegt mir zu Füßen
habe mein Heimweh vergessen
will nur Fremde begrüßen
werde einsam verweilen
ohne Druck oder Not
schenke Geistern eine Geste
und bin selbst im Gebot
ich
muss handeln, es muss laufen
kann mich schwerlich verkaufen.
Nur ein Raub ist ein echtes Verlangen
er überwindet Verbot und Besitz – lässt du Spuren so wirst du gefangen und nicht fein ist es wie es sich sitzt.
 

ich See Vögel

ich bin am See
Vögel darin, darauf, darunter und oben
in den Bäumen, im Himmel
gegen den Wind
im Anflug, auf Nahrungssuche,
beschäftigt, pausierend
 
kein schöner Tag
turbulente drängende Stunden hinter mir
der Kopf leert sich langsam das Herz ruht
eigentlich wollte ich nicht fassen
nur den Stress ins Nichts entlassen
 
geschafft
nur noch drei Dinge
sind in meinem Kopf
zurückgeblieben
ein angenehmes Gefühl
ich See Vögel.

 


Das Herz des Hammers

Das Herz des Hammers ist der Schlag er liegt in der Faust des Handwerks Seine Kraft ist Präzision Bewusstsein, Kontrolle ein Wille zur Veränderung der Wunsch zu formen und zu gestalten ein Vorhaben, ein Projekt vielleicht ein Neuanfang vieles Beginnt mit, durch oder auf einen Schlag das Herz des Hammers.


8L Garderobe

Unser Gartenfest mit vielen Gästen auch mit ihm im besten Alter Lavendel Rollkragenpulli mit Sonnenbrille extravagant extrovertiert polarisierend aber nicht unsympathisch er mischte sich gut unter das Volk belustigt vom Fest und sich selbst. Faszinierend und angenehm für mich ein guter Freund ein alter Bekannter, Kollege und Mentor ein paar Bier im Stehen ein Schwatz am Buffet ein schöner Austausch mit Verbundenheit Es wurde später er verließ uns mit dem letzten Drittel neben ihm denke ich gerne an seinen Effekt 8L in einer Garderobe.


Im Kinde noch ein Grund

Wo es herrührt ist schwer zu sagen müßig die Suche – obgleich Entwicklung Tagesform, Nachtruhe, äußere Einflüsse War ich oder es je anders? Und jetzt, gestern oder morgen um zu widersprechen sich gar zu verweigern findet sich immer im Kinde noch ein Grund


Eine Tüte Chips

Wie hoch muss man die Latte legen? Wann muss man stoppen sich zu grämen? Wo ist der Absprung das Ende zu finden? Lohnen die Fragen des Lebens – die Analyse der Zukunft und getroffener Entscheidungen? Bewerten sich Zusammenhänge und Konsequenzen hieraus anders? Wann werde ich sterben – wird es zu früh sein? Wer wird es bereuen? Wen liebte ich – wer liebte mich? Wer war die große Liebe – hat die Antwort einen Wert? Vielleicht war meine große Liebe auch nur eine Ausrede oder eine Tüte Chips.


Rheinbrücke

Viele Tage und Nächte habe ich den Fluss überquert und gestanden, der Blick auf das Wasser geworfen wie einen Anker Die Distanzen geschätzt und beim Zählen der Schritte das Ziel vergessen die Aussicht genossen und den Fokus geändert – verloren? Wie viele Hochwasser hast du selbst gesehen – sie geschoben, gehoben abebben lassen? Du hast Fußgänger und Träumer für einen kurzen Augenblick beheimatet und auf dem Heimweg die Brücke geschlagen.


Donner in den Knochen

Ich habe König Alkohol getroffen nach langen wattigen Jahren er – hoch gewachsen, wortgewandt ich – etwas unsicher und fade im Laufe der Gesellschaft sind wir beide im Mob versoffen und abgedriftet nach schwarzen Stunden des Rausches steckt mir als Abschied noch sein Donner in den Knochen ich fühle mich schuldig so schwach zu sein ich fühle mich schwach so wenig standhaft ich lege mir Regeln und Restriktionen zurecht ich genese binnen Stunden trotz offener Wunden Es bleibt eine gewissenhafte Reue. Es zählt jedes verdammte Promille. Es wiegt jeder derbe Fluch. Es überschattet mein Leben – einen kurzen Abschnitt entlang.


Beständigkeit

Diesig der Tag und dann kam der Regen er hatte sich fortwährend angekündigt Ich bemerkte ihn erst als ich mitten in einer Diskussion ein Fenster öffnete Er rauschte in meinem Garten und tränkte Blätter und Getier in Fülle und Übermaß Zu meinem Erstaunen ließ er schnell wieder nach – so wie er vorher prasselte so schnell erstarb das Getrommel auf den Dachziegeln und Gauben – die Tropfen wurden einzeln wahrnehmbar – so hielt ich einen Moment für mich Inne Als sich dann der Wolkenteppich löste brachen Himmelsflecken hervor – dahinter erste Sterne des frühen Abends Wie lang sie uns schon begleiten – in Ruhe, Zufriedenheit, Trauer und Wut – in Lebenslagen und Todesstunden – in Tageshelle und schwerster Dunkelheit Sie stehen zuhauf in unfassbarer Beständigkeit


Auf Zahn und Bein

Ich hab dich immer im Herz, durch all diese Wogen, ich jammere nicht über Schmerzen, dieser Zahn ist gezogen. Es war alles zu schön und durch Jungheit zerüttet, ich will trinken auf dich, doch der trinkspruch ist alt. Warum, ziehe ich über Jahre dies Kreise? Kolossal verstimmt für dich zu spüren zu fein. Ein Faltblatt unserer abgehakten Geschichte, liegt wie nass und zertreten auf Asphalt. Was gaben mir Freunde, was nahmst mir du? Wie oft habe ich gehadert, wie oft stimmte du zu? Einen trennstrich zu ziehen, in Abseits zu fliehen war feige – doch auf Stein und Bein, es war nicht verkehrt. Ich setze mich auf, so beginnt ein Gespräch, ich lege mich hin, so endet der Tag. Ich jage all meine Schwächen bis diese endlich auf mich hören – und irgendwann aufhören in mir zu existieren.


Gram

Garstig wie die Nacht pfeift der Wind um das Haus der Gram bricht durch mich heraus wie ein verunfallter Knochen. Muss ich mich wirklich wieder auseinandersetzen – mit mir, dir und uns darf nicht der Wind es einfach forttragen der Regen es wegspülen und der Boden es versickern lassen. Mir wird warm im Kopf die Schwere wirkt der Trotz ist nah dem Trost mir wird kalt bei dem Lauern der Gedanken in mir mich morgen wieder selbst zu treffen. Doch ich werde dem Urteil begegnen die Schuld als ein Projekt betrachten mich im Unsteten langsam bewegen bis ich wieder neutral von innen mein Außen betrachte.


wie ihr seid

In der Bahn am Hauptbahnhof der Kölner Dom die Einkaufspassage Der Tag liegt hinter wie Blei auf mir die Zunge schmeckt bitter ich sehe traue kaum meinen Augen so viele und schöne Menschen ein schlanker Mann um die Fünfzig Plus zerfurchtes Gesicht langhaariges Sakko ausgeklügeltes Schuhwerk Elegant, rein an Ausstrahlung gewollt unauffällig entgegen seiner Mode der Nächste in der Bahn in sichtbar schlechter Verfassung kahler Schädel, recht alt sein Kopf dreht sich stufenlos langsam sein Gang ein Tippeln schmutzige Jogginghose abgetragene Turnschuhe was beide gemeinsam haben? das, was die anderen die nicht erwähnt wurden auch betrifft bei allem Verbrauch, aller Hektik wenn sie authentisch sind zugleich eine Schönheit besitzen so wie ihr seid


Geduld ist ein starkes Verb

Dieser Steg hat kein Geländer, der letzte Schritt ein freier Fall, glatte Bohlen feuchte Hände, ich steige hoch, nicht schwindelfrei.

Modern und tragisch, so sehe ich aus, ausgefüllt gelehrt sozial, in Saus und Braus.

Für das letzte Wiegenlied ist Geduld ein starkes Verb. Du fehlst in unserer Runde, wir schließen ein Grab, doch keine Wunde.

Es bleibt kein Moment für schwache Nerven, die Augen trüb der Himmel weit, ich wünsche dich in gute Welten, du warst mir nah, jetzt liegst du fern.

So gern und manisch wie ich dich brauch‘, bist du kein Heim kein Ziel kein Gast, du endest leer.


Wintertäler

klirrend der Schnee steif die Hände verkappt der Kopf der Blick verhärtet strahlendes Licht in heller Trauer diesem dunklen Tal allen Schatten zu geben und nehmen mehr als das was ich weiß haben viele empfunden neben Freude auch Arbeit mit sich selbst ich lasse Schneemänner und meinen Schlitten einfach stehen und ohne mich umzusehen fliehe ich vor dem was mir die Wintertäler immer bescheren die Angst vor mir selbst und meinem schwachen sein.


Das Bestie in dir

Was bist du für ein Fuchs schlau, schelmisch und weise folgst deinem eigenen Weg wie der altbekannten Perlenschnur und im gleichen Moment wirft dein Blick auf mich zurück eine Botschaft, sagt mir dass du gerne teilst was du hast in deinem Bau darf ich sein ein guter Gast, du Hausherr und deine wachen Augen ruhen immer noch wach auf mir und meinem Fraß ich muss mich bei dir nicht geschlagen geben darf genießen zu nehmen zu lernen, abzukupfern und gedeihen von Tier zu Tier nicht stumpf sondern schlau der Bestie in dir.


Intro für einen Spaziergang

Ich warte auf dich, auf einer Bank im Park wir sind verabredet für einen Spaziergang. Das Wetter stimmt – welch Glück! ich hatte vergessen es so zu bestellen. Ich Frage mich kurz: Was du heute wohl trägst? Ob du entspannt oder traurig bist? Vielleicht bist du beides. Und trägst es auch so. Ich freue mich, auch wenn die Sonne blendet – Paarweise Passanten mit Gesprächsfetzen ihrer Konversationen, ein Blick auf das flirrende Wasser des künstlichen Teiches vor mir. Mich passieren Jogger – von zentriert bis exzentrisch und Hunde – umsorgt von ihren Herrchen und Dämchen. Eine Eistüte fällt auf den Schotter des Weges. Ein Kind weint. Nicht schlimm! Die wenigsten mögen die Schwerkraft, besonders mit steigendem Alter. Ich wende meinen Kopf und sehe dich. Da kommst du ja. Die Hände lässig in den Taschen der Shorts vergraben und mit Sonnenbrille, die Haare hochgesteckt. Ein kleines Lächeln umspielt deinen Mund. Ich erhebe mich galant und strahle vor Glück, dich für die nächsten Minuten an meiner Seite zu haben.


Bullenhitze

Deine Augen glänzen. Ich weiß jetzt genau was kommt. Sekundenbruchteile später trifft mich kindische Kompromisslosigkeit. „Papa, darf ich ein Eis?“ – Na klar! denke ich und sage: „Nein.“ Ein Aufruhr flammt mir entgegen. Kein wunder bei dieser Bullenhitze. Mal ehrlich – mir ist eigentlich auch danach und nach einem kalten Bier. So ein Blödsinn dagegen zu sein, nur weil es das x-te Eis in drei Tagen ist. Außerdem werden wir es finanziell überleben. Ich verdiene ja gutes Geld. Genau genommen kann ich meinen Kindern zum Monatsanfang bestimmt 1000 Eise kaufen… …und wäre damit der kühlste Papa der Welt. Wer macht das schon?! Zum Monatsende hin ziemt sich eine solche Aktion aber leider nicht. Da reicht es unter Umständen nicht mal für eine einzige kalte Erfrischung.


Doofes Ende (Zug vs. Auto)

Ich stehe am Bahnhof. Ich öffne das Auto. Ich sehe viele Menschen. Wenn ich nicht allein reise, sind meine Mitfahrer bei mir. Um mich herum fahren viele Züge und jeder brave Mitfahrer sorgt sich um sein Gepäck. Ich verstaue die Taschen im Kofferraum und schließe die Klappe. Wenn ich zu spät komme, dann weil kein Zug kommt. Wenn ich zu spät komme, dann weil so viel Verkehr ist. Wenn alle Züge kommen bin ich pünktlich. Wenn alle Auto fahren stehe ich im Stau. Muss jemand – stehen wir auf oder laufen sowieso herum. Muss jemand – fahren wir ab, steigen aus und machen eine P A U S E – das verlängert die Fahrt um die rechnerisch aufaddierte P A U S E – (kurze Anmerkung aus der Regie: „der ist sonst ganz anders. wirklich.“) Wenn ich im Zug die Augen für einen Moment oder länger schließe stirbt normaler Weise niemand. Wenn ich am Steuer einschlafe endet das doof.


BMI

Ich bin zu leicht – die WHO rügte mich dafür. Um dies zu ändern bringt ein Mann mir Pizza an die Tür. Mit Leichtigkeit verzehre ich 520 Gramm. Was schwer wie Blei im Magen liegt – der BMI steigt an.


Mangel

Heiße Hose, heißes Eisen Wärme, feuchte Luft Wäscheleinen Wäscheklammern und Lavendelduft. Punkrock hören, falten, glätten und dazu ein Gedankenspiel. Eine heiße Mangel wär für unser Haus zu viel.


Körpersprache

Heut teilte mir mein Körper sein Leid und seinen Rücken nur weil ich mich vorher hinunter musste bücken. Es war kein Schlag es war kein Stoß es war ein Schmerz der nur so schoss. Nun liege ich hier jammernd im Bett bei Chips und Tee und singe leise im Liegen – mein Rücken tut mir weh.